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Sprachkurs/Sommerschule: Summer School of Slavonic Studies (LŠSS) – Tschechisch

Einrichtung: Westböhmische Universität Pilsen

Zeitraum und Ort: 10.7. – 30.7.2021, Plzeň / Pilsen

Stipendienprogramm: Stipendium des Ministeriums für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik (MŠMT ČR)


 „Jede neue Sprache ist wie ein offenes Fenster, das einen neuen Ausblick auf die Welt eröffnet und die Lebensauffassung weitet.“ (Frank Harris)

Dobrý den und ahoj an alle, die sich für die Teilnahme an einer „Letní škola“ bei unseren tschechischen Nachbarn/-innen interessieren! Ich habe gerade die dreiwöchige „Letní škola“ im schönen Pilsen absolviert und ich nehme ganz viele neue Eindrücke und schöne Erinnerungen mit nach Hause. Ich möchte meine Erfahrungen gerne mit Euch teilen und allen eine Bewerbung ans Herz legen.

Die Bewerbung – sowohl um den Platz an einer Sommerschule als auch um ein Stipendium – lief völlig problemlos über die Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur (BTHA). Es war nur eine Bewerbung für beides nötig und die einzelnen Schritte waren anschaulich auf der Homepage erklärt. Man konnte sich gleichzeitig für mehrere Städte bewerben und Vorlieben durch Priorisierungen kenntlich machen. Die Damen der BTHA waren sowohl telefonisch als auch per E-Mail immer gut erreichbar und schon im Vorfeld, beispielsweise bei der Auswahl der entsprechenden Schulen, stets hilfsbereite Ansprechpartnerinnen. Nach Einreichen der Unterlagen (tabellarischer Lebenslauf, Transkript der bisherigen Leistungen, Passkopie und Motivationsschreiben) wurde mir der Erhalt sofort bestätigt. Einige Zeit später erhielt ich die Nachricht, dass ich von der BTHA nominiert wurde und sich das Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik (MŠMT ČR) bald melden würde. Dies geschah dann auch kurze Zeit später mit der positiven Nachricht, dass ich in Pilsen sowohl einen Platz als auch das Stipendium bekommen habe.

SK Die perfekte Mischung 1Ab diesem Zeitpunkt übernahm die Summer School of Slavonic Studies der Westböhmischen Universität Pilsen die Korrespondenz und die Organisation. Wir wurden im Vorfeld gut informiert und aufgrund der Pandemie erhielten wir das Angebot, den Kurs online zu absolvieren. Glücklicherweise war aber auch ein Präsenzkurs möglich. Wir bekamen eine Übersicht mit allen wichtigen Informationen und mussten nur noch unsere Anreise organisieren. Ich persönlich habe im Vorfeld meine Krankenversicherung für das Ausland überprüft und eine Kreditkarte organsiert. Manche hatten vor Antritt der Schule Geld gewechselt, was aber vor Ort auch kein Problem ist. Und dann ging es auch schon los!

Wir konnten während des ganzen Wochenendes vor Beginn der Schule anreisen, was sehr entgegenkommend war, um sich schon in Pilsen umsehen zu können. Die Rezeption unseres Wohnheims neben dem Borský Park war 24 Stunden besetzt, so dass auch bei Autopannen, Zugverspätungen etc. die Anreise kein Problem war. Grundsätzlich war die Unterbringung in Doppelzimmern organisiert. Es gab Gemeinschaftsküchen und -toiletten. Das Wohnheim war minimalistisch eingerichtet, aber sehr sauber und ich persönlich habe mich in meinem „Pokoj“ sehr wohl gefühlt. Ein bisschen schade war, dass wir keinen Aufenthaltsraum hatten und wir dadurch auf den Flur oder den Park ausweichen mussten. Die Lage des Wohnheims war perfekt: 15 Minuten zu Fuß zur Universität, an welcher der Unterricht stattfand, und nur 5 Minuten mit der Tram ins Stadtzentrum. Außerdem konnten wir durch den Park und das nahegelegene Freizeitareal Škodaland viel Grün genießen.

 Wir bekamen das Ticket für den gesamten öffentlichen Nahverkehr sowie Vollverpflegung in Form von Mensa- bzw. Wertcoupons für Supermärkte und Restaurants gestellt. Abgesehen davon, dass das sehr großzügig war, war dies meiner Meinung nach auch eine gute Mischung. So war es tägliches Ritual, mittags gemeinsam in die Mensa zu gehen und die morgendliche sowie abendliche Verpflegung konnten wir flexibel gestalten. Diese Coupons und Tickets erhielten wir über das sogenannte „Reception-Team“, welches aus Studierenden der Universität bestand. Dieses Team sollte uns als Ansprechpartner/-innen während der drei Wochen zur Seite stehen und auch die Exkursionen organisieren.

Am ersten Tag in der Schule setzten sich die verschiedenen Gruppen (A1 bis B2) zusammen. Unsere gesamte Gruppe war (wohl bedingt durch Corona) relativ klein, ungefähr 25 Personen. Es hat mich sehr positiv überrascht, dass unsere Gruppe bunt gemischt war, beispielsweise bezüglich der Altersgruppen oder des beruflichen/akademischen Hintergrundes. Es gab auch viele verschiedene Nationalitäten, wobei die deutschen Studierenden schon in der Überzahl waren.

„Jedenfalls kann ich von den drei Lehrerinnen, welche ich im Unterricht hatte, berichten, dass sie sich sehr viel Mühe bei der Unterrichtsgestaltung gegeben haben und sie auch immer darum bedacht waren, uns die tschechische Kultur nahe zu bringen."

SK Die perfekte Mischung 3Der Unterricht selbst fand immer von 8:30 bis 15 Uhr statt – abzüglich einer kurzen Kaffeepause und der längeren Mittagspause. Am ersten Tag gab es keinen Einstufungstest, was mich ein wenig verwunderte. Es bestand aber die Möglichkeit, den Kurs nach dem ersten Tag zu wechseln, wenn man gemerkt hat, dass das Level doch nicht so gut passt. Zumindest in meinem A2-Kurs war es so, dass vormittags Grammatik gelehrt und uns am Nachmittag auf spielerische Art und Weise das Tschechische beigebracht wurde. Die Lehrkräfte waren sehr freundlich und engagiert. Jedenfalls kann ich von den drei Lehrerinnen, welche ich im Unterricht hatte, berichten, dass sie sich sehr viel Mühe bei der Unterrichtsgestaltung gegeben haben und sie auch immer darum bedacht waren, uns die tschechische Kultur nahe zu bringen. Jeden Tag gab es einige Insider-Tipps für uns. Wir arbeiteten mit dem Buch Čeština Expres 3, mit welchem ich sehr gut zurechtkam. Es enthält eine übersichtliche Struktur und zu jeder Einheit eine gesonderte Vokabelübersicht.

Ich habe den Eindruck, dass ich vor allem in der letzten Woche meine Aussprache bzw. das Lesen verbessert habe und während der drei Wochen sehr viel neues Vokabular gelernt habe. Für mich persönlich waren die Nachmittagsstunden zwar sehr schön und ansprechend, allerdings habe ich bei den Vormittagsstunden inhaltlich mehr mitgenommen. Ich denke aber, das hängt vom Lerntyp ab und ich finde es gut, dass die verschiedenen Lerntypen berücksichtigt wurden.

 „Zu der Stadt Pilsen selber fallen mir sofort folgende Schlagworte ein: kulinarisch top, eine perfekte Mischung aus Stadtleben und Natur – und vor allem eine wahnsinnig entspannte Atmosphäre!“

Die im Vorfeld angekündigten Exkursionen konnten leider nur teilweise stattfinden. Wir besuchten die Pilsener Urquell Brauerei – in der Hauptstadt des Bieres natürlich ein „Muss“ – und fuhren für einen Tag nach Karlovy Vary (Karlsbad). Eine sehr schöne Stadt mit leckeren Oplatky. Der Ausfall der anderen Exkursionen wurde mit Freikarten für den Zoo, das Westböhmische Museum und Techmania ausgeglichen, welche wir beim Reception-Team abholen konnten. Eine Studentin des Teams begleitete uns manchmal auch zum Abendessen oder in eine Bar und war uns gegenüber sehr zugewandt und hilfsbereit. Es war schön, nahe an einer Einheimischen zu sein und vieles aus erster Hand zu erfahren.

SK Die perfekte Mischung 4Zu der Stadt Pilsen selber fallen mir sofort folgende Schlagworte ein: kulinarisch top, eine perfekte Mischung aus Stadtleben und Natur – und vor allem eine wahnsinnig entspannte Atmosphäre! Ich hatte nie den Eindruck, dass irgendjemand gestresst war, vielmehr erlebte ich durchgehend ein „Genießer-Flair“. Die Einheimischen waren außerordentlich freundlich. Beispielsweise nahmen sich Kellner/-innen Zeit für ein bisschen Smalltalk, zeigten Geduld, wenn wir auf Tschechisch bestellen wollten, und haben sich immer gefreut, dass wir es zumindest versuchen. Ich erlebte auch hilfsbereite Tramfahrer, als ich mich einmal komplett verlaufen hatte. Auch offene und freundliche Passant/-innen, die man spontan um Tipps fragen konnte, durften wir oft erleben. Ehrlicherweise hatte ich Pilsen an sich im Vorfeld ein wenig unterschätzt. Ich wusste zwar um die schöne Innenstadt, aber nicht, dass so viel Grün und Natur in nächster Umgebung sind. Auch die 4 + 1 Flüsse in Pilsen sowie die vielen Badeseen waren ideal für unsere Sommertage hier.

Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, an einem so schönen Ort und im Rahmen des Stipendiums meine Tschechisch-Kenntnisse auszubauen. Ich habe mich von Anfang an bei unseren Nachbarn/-innen in Pilsen zuhause gefühlt und bin nun mit schwerem Herzen (und noch schwererem Gepäck) wieder heimgefahren.

Ich werde an die Sommerschule, die vielen lieben Menschen, die ich kennenlernen durfte und diese schöne Zeit immer positiv zurückdenken!

Do Čech se každý rád navrátí!


Text und Fotos: Stipendienbericht

Bayhost stmwk