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Der Lehrstuhl für Schulpädagogik der Universität Passau und das Germanistische Institut der Südböhmischen Universität in Budweis führen regelmäßig gemeinsame Seminare für bayerische und tschechische Lehramtsstudierende durch. Bei der einwöchigen gemeinsamen Blockveranstaltung im Februar 2019 wurden die Dimensionen der Unterrichtsgestaltung für interkulturelle Gruppen systematisch und praktisch erarbeitet.

Für 40 Sudierende aus Passau und Budweis standen in der gemeinsamen Kooperationswoche von 11.2. – 15.2.2019 neben theoretischen Kenntnissen über interkulturelle Theorien, Modelle und Möglichkeiten der schulischen Umsetzung auch die Thematisierung sprachlicher Heterogentität und konkrete unterrichtliche Begegnungen auf dem Seminarplan. Beispielsweise wurde in Passau die Kunst-Grundschule Haidenhof besucht und Einblicke in den DaZ-Unterricht gewährt, aber auch das Pilotprojekt des Bayerischen Kultusministeriums am Gymnasium Zwiesel hospitiert, das tschechischen Schülern das Absolvieren des bayerischen Abiturs ermöglicht. Die Studierenden bekamen die Gelegenheit, interkulturelle Unterrichtssequenzen zu erstellen und an drei Schulen in Budweis praktisch auszuprobieren. Zudem waren eigene Übungsaufgaben sowohl in Passau als auch Budweis vorbereitet worden, die beiden Gruppen die jeweilige Landeskunde näher brachten. Durch die enge Kooperation zwischen der Südböhmischen Universität in Budweis und der Universität Passau konnten die Studierenden neben den Grundlagen des interkulturellen Lernprozesses auch Einblicke in den Bereich "Deutsch als Fremd-/Zweitsprache" (DaF/DaZ) gewinnen, um auf ihre zukünftige Rolle als (Deutsch-)Lehrende in der bayerisch-tschechischen Grenzregion besser vorbereitet zu sein.

Das Ministerium für Schulwesen, Jugend und Sport der Tschechischen Republik und das Haus für internationale Zusammenarbeit verliehen der Pädagogischen Fakultät der Südböhmischen Universität in Budweis für das Projekt am 24. 6. 2019 im Rahmen einer feierlichen Zeremonie das Europäische Sprachensiegel Label 2019. Damit zeichnet die Europäische Kommission Projekte aus, die zeigen, wie sprachliche und kulturelle Vielfalt wahrgenommen, vermittelt und wertgeschätzt werden kann.

Vom 24. – 28.6.2019 fand die zweite Projektwoche zum Thema „Interkulturelle und sprachliche Heterogenität im bayerisch-tschechischen Grenzraum“ statt. Dabei wurden nach theoretischer Einführung durch einen Vortrag von Dr. Pimingsdorfer aus Budweis, an der Universität Passau gemeinsame Unterrichtssequenzen für DaZ-Stunden mit Asylwerber/inne/n und Migrant/inn/en an der Berufsschule Vilshofen vorbereitet. Tags darauf wurden zunächst an dieser Schule drei Stunden hospitiert, dann wurden, stets von deutsch-tschechischen Studententandems, in zehn verschiedenen Klassen jeweils zwei DaZ-Stunden unterrichtet, und am Nachmittag wurde der Unterricht im Plenum analysiert. Dabei war geradezu faszinierend zu erleben, wie viel die Studierenden aus beiden Ländern an diesem einzigen Vormittag ausprobieren und lernen konnten.
Nach einer Hospitation am Gymnasium Zwiesel nahmen alle Projektteilnehmer/innen an einer Exmatrikulationsfeier an der Südböhmischen Universität sowie an einer Vernissage der Ausstellung „Bedeutende Tschechen“ teil. Diese wurde begleitet von Dr. Wolfgang Schwarz, dem Kulturreferenten des Adalbert-Stifter-Vereins, der diese deutsch-tschechische Ausstellung dankenswerterweise der Universität Budweis zur Verfügung stellte.
Mit einem gemeinsamen Besuch der Brauerei Budweiser/Budvar noch am Donnerstag Nachmittag und einer Exkursion in die Unesco-Stadt Krumau am Freitag wurde die Projektwoche schließlich beendet.

Das binationale Projekt trägt vor allem dazu bei, tschechische sowie bayerische Lehramtsstudierende auf ihre zukünftige Rolle als (Deutsch-)Lehrer/innen vorzubereiten, die motiviert und auch fähig dazu sind, in ihrem späteren Berufsleben grenzüberschreitende Kooperationen zu verwirklichen.
In dieser Projektphase wurde dabei ein besonderer Schwerpunkt auf den Themenkreis Kinder mit Migrationshintergrund sowie Deutsch als Zweitsprache gelegt. Die tschechischen Studierenden konnten hierbei ihren deutschen Kommiliton/inn/en viele wertvolle Hinweise zum Thema DaF/DaZ geben, da sie in ihrer Ausbildung schon einiges zur DaF-Thematik gelernt hatten; die deutschen Studierenden hingegen konnten ihre tschechischen Partner/innen insbesondere bezüglich Sprache, Fachtermini und Unterrichtskommunikation allgemein unterstützen. Der dadurch automatisch entstandene professionelle Kontakt zu tschechischen Schüler/inne/n, in gemeinsamer konkreter Unterrichtsarbeit im grenzüberschreitenden Teamteaching, hat sich als in ihrer Effektivität kaum zu übertreffende Grundlage für weitere grenzüberschreitende partnerschaftliche Kooperation herausgestellt.
 

Die BTHA förderte diese Zusammenarbeit im Rahmen des Förderprogramms „Bayerisch-tschechische akademische Projekte 2019“, durch das bayerische Hochschulen ermutigt werden, Kooperationen mit Partnern in Tschechien auszubauen.

 
 
 
 
  

Nachdem im Jahr 2020 das geplante Projekt pandemiebedingt entfallen musste, wurde es 2021 sowohl digital als auch in Präsenzform umgesetzt. Der Titel des Projekts lautete: „Die Digitalisierung im interkulturellen und sprachheterogenenen Unterricht an Schulen im bayerisch-tschechischen Grenzraum“. Trotz einiger Probleme mit Internetverbindungen, der ausreichenden Versorgung mit digitalen Endgeräten und der sozialen Distanz der Teilnehmer wurde dieses hybride Seminar von den Studierenden mit Begeisterung aufgenommen und als lernförderlich empfunden.

Die beiden Lehrveranstaltungen wurden jeweils in 5-Tages-Blöcken mit insgesamt 34 deutschen und 48 tschechischen Teilnehmern an den Universitäten Passau und Budweis / České Budějovice durchgeführt. Neben wissenschaftsorientierten Seminarteilen fanden auch praxisorientierte Elemente statt. Im Kulturprogramm wurde besonders im Präsenzdurchgang auf völkerversöhnende Bestandteile (z.B. Besuch des Passauer Böhmerwaldmuseums, der Besuch eines Orgelkonzerts in Passau) Wert gelegt. Die Öffentlichkeitsarbeit erfolgte auf den Webseiten, über die Facebook- und Instagram-Profile beider Lehrstühle sowie durch Pressartikel in der Passauer Neuen Presse. Zudem erscheint ein gemeinsamer Beitrag zum Projekt in der Zeitschrift PAradigma der Universität Passau.

Eine Fortsetzung des Projekts mit weiteren Komponenten im Online-Format ist geplant.

Die Kooperation wurde durch die BTHA im Rahmen der Förderprogramme „Bayerisch-tschechische akademische Projekte 2019“ und „Bilaterale Sommer- und Winterschulen 2021“ gefördert.

 
Fotos: Herbert Pöhnl (1-3), Universität Passau (4, 6, 7-9), Südböhmische Universität in Budweis (5)
 
 
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